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SPUREN VON SPUREN

Bilder von Alireza Javadi

Rede von Sepp Hiekisch-Picard zur Eröffnung der Ausstellung “Spuren von Spuren, Teil III” im Atelier 13 b am 4.12.2005

Das malerische Werk von Alireza Javadi hat sich in den vergangenen drei Jahren konsequent weiterentwickelt. Die kleinformatigen quadratischen Bildtafeln strahlen meditative Ruhe und Konzentration aus: Assoziationen von Landschaft, Gesteinsformationen, oder auch von Baumstrukturen, Farnen, von Pflanzen, stellen sich ein, ohne jedoch eindeutig identifizierbar zu sein. Verschwinden und Auftauchen von Formen, Reales und Imaginäres, halten sich in einer sensiblen Balance, die auch den Schaffensprozess selbst charakterisiert. Das von Alireza Javadi benutzte Abzieh- oder Abklatschverfahren, seit dem historischen Surrealismus als Decalcomanie bezeichnet, lässt dem Zufall breiten Raum. Der Maler interpretiert das Entstandene, arbeitet Formen aus, passt sich den vorgegebenen Bildstrukturen an. In einem langwierigen Prozess des Entfernens, des erneuten Auftragens, Schleifens und Abkratzens der Acrylfarben entstehen poetische Landschaften der Imagination, die allerdings nichts “Gesehenes”, nichts Äußeres, abbilden, sondern vielmehr eher das Prozesshafte der Natur wiedergeben. Alireza Javadi macht in seinen Bildtafeln etwas Inneres sichtbar, vergleichbar einem Edelsteinschleifer, der die im Stein vorhandene Schönheit freilegt - allerdings in einem umgekehrten Prozess, der die einzelnen Schichten und Sedimente zu einem verzauberten Ganzen zusammenfügt. Es sind imaginäre Blicke aus einem Fenster, Blicke in eine ungreifbare, wie im Traum aufscheinende Landschaft, die sich mehr aus der Erinnerung, der Intuition und dem Unbewussten speist denn aus der realen Erfahrung: Es sind “Spuren von Spuren”, denen Alireza Javadi Gestalt gibt.

Sepp Hiekisch-Picard, Museum Bochum
Dezember 2005



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